Fragebogen-kindergartenstreik_ergebnisse

12. Mai 2015: Die Stadt Köln erstattet die Gebühren ohne Antragstellung zurück! http://mobil.ksta.de/koeln/kita-streik-in-koeln-stadt-erstattet-koelner-eltern-kita-beitraege-vom-ersten-tag-an,23742590,30685800.html?piano_d=1

Streikgebühren zurück? Vorschlag für die Rückforderung Entwurf Gebührenforderung ODER Eltern_Kitakosten_Rueckerstattungsformular

Am 23.3., 27.3., 15.4.2015 ist ein Warnstreik in kommunalen Einrichtungen.

2012

Zum Streik hat der Landeselternbeirat eine Pressemitteilung herausgegeben, die wir hier gerne zur Verfügung stellen.

1. PM Streik des Landeselternbeirat der Kindertageseinrichtungen in NRW

WAS TUN, WENN DIE KITA STREIKT UND ICH HABE KEINE ALTERNATIVE BETREUUNG?

Aus unserer Sicht gibt es dann nur zwei brauchbare Alternativen:

1. Zuhause bleiben und selber betreuen. Dies ist nach unserem Kenntnisstand arbeitsrechtlich ohne Konsequenzen fürchten zu müssen möglich.
2. Eine „Not-Kita“ in Anspruch nehmen. In vielen Stadtteilen bieten die KiTas nicht-städtischer Träger Notplätze an. Wenn die eigene KiTa-Leitung nichts weiß, direkt bei den KiTas nachfragen.

Überlegungen zu einer komplexen Situation aus Elternsicht

Als am vergangenen Mittwoch (2012) im Rahmen des Warnstreiks im öffentlichen Dienst auch viele Kindertagesstätten geschlossen blieben oder nur im Notbetrieb liefen, standen die Eltern vor einem Dilemma.
Die Erzieherinnen haben wieder von ihrem zweifellos legitimen Streikrecht Gebrauch gemacht.
Wie schon 2009, bei der langwierigen Tarifauseinandersetzung wirft diese Situation mehr Fragen auf und geht mit mehr Emotionalität einher als Arbeitskämpfe anderer Berufsgruppen.
Es ist fraglich ob es eine zufrieden stellende Lösung geben kann, wenn das Bedürfnis nach angemessener Bezahlung und dem dafür eingesetzten Streik einer Berufsgruppe dem Bedürfnis nach ausreichender Kinderbetreuung plötzlich entgegen zu stehen scheint.
Im Sommer 2009, nach mehreren Wochen mit wiederkehrend bestreikten Einrichtungen schien es drei Gruppen von Verlierern zu geben: Eltern und Kinder, die immer wieder Notlösungen für Betreuung finden bzw. sich damit arrangieren mussten und die Erzieherinnen, für die der Streik eine zusätzliche aber unabdingbare Anstrengung darstellte und die sich auch noch Anfeindungen aus der Elternschaft ausgesetzt sahen.
Aus Elternperspektive war es heiß in der Realität des KiTa-Alltags, während der Eindruck entstehen konnte, dass die Verhandlungspartner im Tarifstreit recht entspannt mit der Situation umgehen konnten.
Die Stadt als Arbeitgeber zumindest hatte wenig Nachteile durch die Arbeitsniederlegung, anders als z.B. in der Metallindustrie, wo jeder Streiktag Produktionsausfälle bedeutet und Kosten produziert.
Auch in weiteren Punkten unterscheidet sich dieser Streik von dem in anderen Bereichen.
Ein Streik soll auch immer zeigen, dass durch die wertvolle Arbeit der Streikenden normalerweise reibungslose Abläufe herrschen. Der Müll verschwindet jede Woche aus dem Blickfeld und erst der Streik der Müllabfuhr macht uns das unangenehm deutlich.
In den kommunalen Kindertagesstätten herrschen aber ohnehin Mangelzustände, die von den Arbeitskräften erstaunlich gut kompensiert werden, aber auch im normalen Alltag immer präsent sind. Es mangelt an Personal, die Gruppen sind zu groß, jede Erkältungswelle unter den Mitarbeitern kann den Betrieb lahm legen. Erzieherinnen und Eltern steht das Wasser auch normalerweise oftmals schon bis zum Hals.
Allen ist zudem bewusst, dass sich die Personalknappheit im Zuge des U3-Ausbaus noch erheblich zuspitzen wird und dass unter den bestehenden Bedingungen wenig Aussicht besteht, dass sich viele Schulabgänger für diesen Beruf interessieren werden.
Eigentlich müssten also Erzieherinnen und Eltern die Aufwertung der frühkindlichen Pädagogik im Schulterschluss fordern: wenn die Kindertagesstätten dann mal im Fokus des medialen Interesses stehen, in Zeiten des Streiks, weichen die Interessen aber voneinander ab.
Die Ursache der Situation, die unter anderem in einer problematischen Aufgabenteilung zwischen Bund, Ländern und Kommunen im Bereich der frühkindlichen Erziehung begründet liegt und letztendlich auch in der gesellschaftlichen Geringschätzung dieses Bereichs, scheint sich im Streikalltag auf die Hauptprotagonisten zu verlagern und im schlechtesten Fall zu stark emotionalen gegenseitigen Schuldzuweisungen.
Angestrengt und frustriert werden in gegenseitiger Verleugnung einer Notlage Vorwürfe erhoben. Die Eltern werfen den Erzieherinnen dann Maß- und Verantwortungslosigkeit vor, während die Erzieherinnen die Eltern für hysterisch und ebenfalls ansprüchlich halten.

Eine weitere Besonderheit kennzeichnet die Situation: während die Bahnfahrer und Müllwerker als anonyme Gruppe die Arbeit niederlegt, sind Erzieherinnen wichtige Bezugspersonen für Eltern und Bindungspersonen für Kinder.
Selbst streikendes Pflegepersonal tut nicht so weh, weil auch hier nicht so eine intensive und langfristige persönliche Beziehung besteht und weil man sich als Erwachsener mit manchem Missstand arrangieren kann, es aber schwierig wird, wenn man sieht, dass Kinder in Mitleidenschaft gezogen werden.

Hierbei ist nicht zu leugnen, dass Eltern manches auf ihre Kinder projizieren und soziale Belange, insbesondere im Hinblick auf Kinderinteressen als emotionalisierendes Totschlagargument missbraucht werden können.
Das heißt aber nicht, dass nicht tatsächlich auch Notlagen entstehen, die als solche auch dringend wahrgenommen und behoben werden müssen.
Notbetreuung von Kleinstkindern in fremden Einrichtungen stellt nachweislich eine enorme Belastungssituation dar, nicht umsonst werden Kinder ja üblicherweise eingewöhnt, bis sie zu einer Bezugsperson eine sicher Bindung aufgebaut haben.

Während des Streiks 2009 gab es Eltern, die um ihren Arbeitsplatz gefürchtet haben, manchen schützt das recht auf unbezahlten Urlaub im Streikfall nur auf dem Papier vor der Kündigung. Woran man wiederum die Bedeutung eines starken Betriebsrates und dem Schutz von Mitarbeiterinteressen erkennen kann…

Andersherum betrachtet: gerade die sozial Schwächeren, die ohnehin den Alltag schon mit Anstrengungen und Zukunftsängsten bestehen müssen, werden von Lücken in der Kinderbetreuung am Härtesten getroffen, schlimmstenfalls existenzbedrohend. Dass solche Notlagen auf diese Weise entstehen können stellt einen inakzeptablen gesellschaftlichen Missstand dar. Dafür sind weder die Erzieherinnen noch ihr Streik verantwortlich, aber in Zeiten blank liegender Nerven werden Kausalketten verkürzt.

Den Gewerkschaften fällt eine besondere Rolle zu. Für die Berufsgruppe der Erzieherinnen stellen sie die Interessenvertretung dar, sie machen auch außerhalb von Tarifstreitigkeiten auf Missstände aufmerksam und wirken neben den ökonomischen auch auf qualitative Verbesserungen hin.
In der aktuellen Auseinandersetzung muss man sich allerdings fragen, warum von allen Berufsgruppen im ÖD die Erzieherinnen in den Streik einbezogen werden. Im Gegensatz zu beispielsweise den Beschäftigten der Entsorgungsbetriebe, die 100% der Bevölkerung erreichen, oder die Mitarbeiter des ÖPNV, sind durch den Streik in den KiTas nur ca 5% der Bevölkerung betroffen. Das lässt Raum für Spekulationen über die möglichen Gründe; kleine Kinder sind Attraktoren für zumindest flüchtiges mediales Interesse, auch wenn die Minderheit der KiTa-Eltern wahlpolitisch nicht ins Gewicht fällt.

Es wäre für diesen Tarifstreit zu wünschen, dass die kindlichen Belange von keinem Beteiligten für die Auseinandersetzung instrumentalisiert werden und dass die berechtigten Interessen gehört und gegenseitig respektiert werden.
Das Streikrecht stellt eine wichtige Errungenschaft dar und Streik muss vermutlich wehtun (am wirkungsvollsten dem Tarifgegner)-
aber Vermeidung besonderer Härten für nur mittelbar Beteiligte durch z.B. Aufrechterhaltung eines Notbetriebs in den Kitas, notfalls unter Elternmitwirkung (zuletzt von der Stadt abgelehnt) sollte möglich sein.

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