Am 9. Dezember 2019 war es soweit: Die Stadt Köln stellte im Bürgerzentrum Chorweiler die Version 1 des Buches zur Qualitätsoffensive einer bunten Mischung aus Elternvertretern diverser KiTas im Stadtgebiet vor. Auch wenn die Qualitätsoffensive ein Projekt der Stadt für ihre Einrichtungen ist, waren auch ein paar Interessierte von anderen Trägern dabei.
Natürlich durften wir als JAEB nicht fehlen und waren somit zahlreich als JAEB, aber auch als Elternvertreter unserer Einrichtungen vor Ort, um uns über den aktuellen Prozess zu informieren.
Wir wurden durch den Jugendamtsleiter Herrn Stephan Glaremin begrüßt, der dann an Frau Anja Kolb-Bastigkeit (Abteilung Tageseinrichtungen und Tagesbetreuung von Kindern) übergeben, die dann durch den Abend geführt hat.
Frau Kolb-Bastigkeit stellte als Einleitung den Prozess dar, der zur Erstellung des Qualitätshandbuches der städtischen Kindertageseinrichtungengeführt hat. Besonders wichtig war hier die Einbindung aller an der KiTa teilhabenden Parteien. Dies sind neben den Kindern und Eltern derTräger und das Personal. In unterschiedlichen Beteiligungsforen und einer Kinderbefragung wurden alle zu ihren Meinungen und Wünschen befragt. Aus diesem Informationsverbund wurde dann in Qualitätszirkeln, einer Gruppe aus 27 Teilnehmer/innen (Leitungen, Erzieher/innen und Kinderpfleger/innen, Fachberatungen und andern Mitarbeiter/innen des Jugendamtes) die erste Version des Qualitätshandbuches erstellt.
Die Beteiligung war auf allen Seiten groß, so haben von insgesamt 226 städtischen KiTas:
- 174 KiTas (77%) am Fachkräfteforum,
- 181 KiTas (80%) am Leitungsforum, und
- 117 KiTas (65%) am Elternforum
teilgenommen.
Als Grundpfeiler innerhalb der städtischen Einrichtungen gibt es 6 Leitlinien, auf die dann im Qualitätshandbuch aufgebaut wird.
- Kinder werden von mir wertschätzend angesprochen und behandelt.
- Ich nehme Kinder ernst und höre ihnen zu.
- Ich hebe die individuellen Stärken jedes Kindes heraus und benenne sie.
- Ich leite Kinder zur Selbstachtung und Anerkennung der anderer an.
- Ich stelle bei Rückmeldung an die Kinder, Eltern oder Dritte das bereits erreichte in den Vordergrund.
- Ich achte auf die Interessen, Freuden, Bedürfnisse und Nöte der Kinder.
Das Qualitätshandbuch geht dann zu erst auf das Bildungsverständnis des Trägers ein und beschreibt anschließend seine Qualitätsansprüche und -kriterien in den unten stehenden drei Themenfeldern.
Wichtig ist laut Frau Kolb-Bastigkeit eine gute Beziehung zwischen den einzelnen Akteuren. Besondere Bedeutung hat hier die Bindung zwischen dem Erziehungspersonal und dem Kind.
„Ohne Bindung, keine Bildung!“
Im Bereich Bildung gestalten und verantworten geht es vornehmlich um die Aufgaben der Pädagoginnen und Pädagogen sowie Leitlinien, Qualitätsansprüche und -kriterien als Reflexionsgrundlage.
Darauf folgen die Bildungsbereiche. Hier wird auf die konkrete Ausführung zur Arbeit in den 10 Bildungsbereichen der Bildungsgrundsätze NRW, sowie deren Ergänzung um die spezifischen Konzepte der Stadt Köln eingegangen. Diese werden ergänzt durch Anregungen zur pädagogischen Arbeit und Fragen zu Selbstreflexion.
Das Qualitätshandbuch bildet die pädagogische Grundlage für alle städtischen Kindertageseinrichtungen. Damit ist die Grundrichtung des Trägers zu erkennen, jedoch sind Anpassungen an den Standort die Umgebung und die persönlichen Bedürfnisse möglich und erwünscht.
Die Aufteilung in die drei Bereiche macht es möglich, dass situationsbezogen mit dem Qualitätshandbuch gearbeitet werden kann. Erzieher und Kinderpfleger -innen können durch die vielen Anregungen zur Selbstreflexion motiviert werden, den geltenden Standard zu hinterfragen und, wenn möglich, zu verbessern.
Die Qualitätsansprüche und –kriterien wurden bereits in 24 Pilotkitas erprobt und ab 2020 werden jährlich 45 weitere Kitas in der Methode der Internen Evaluation geschult. Mit dieser Methode reflektieren die Teams kontinuierlich, wie sie die Qualitätsansprüche tatsächlich umsetzen. Bis 2023 sollen dann alle der 226 städtischen Kitas dieses umfassende Fortbildungsangebot erhalten haben.
Darüberhinaus plant die Stadt jährliche Foren mit Pädagogen -innen, Leitungen, Eltern und Mitarbeiter -innen des Jugendamts.
Anschließende Fragerunde
In der nachfolgenden Diskussion / Fragerunde haben sich viele der Eltern kritisch dazu geäußert, dass die Definition von Qualitätszielen gut und richtig ist, jedoch wünschen sich viele stärkere Kontrollen, welche das Erreichen der Ziele bestätigen.
Hier hat der Träger viel Vertrauen in sein vorhandenes Personal gesetzt und auf die Art und Weise, wie gearbeitet wird. Es ist so, dass die Einrichtungen durch die Fachberatungen überprüft werden. Dies aber nicht in dem Maße, wie es von einigen der Eltern im Gespräch gewünscht wurde. Jedoch wurde durch den Träger angeregt, bei Problemen mit der Einrichtung, nicht bei der Leitung der Einrichtung zu verzagen, sondern sich bei Bedarf an die zuständige Fachberatung zu wenden. Hier haben wir als JAEB Köln uns auch als Ansprechpartner für betroffene Eltern vorgestellt.
Die Eltern haben darüber hinaus angesprochen, dass für eine gute Qualität auch genug Personal vorhanden sein muss.
Herr Glaremin (Jugendamtsleiter) und Herr Neumann (Abteilungsleiter) haben im Anschluss der Vorstellung noch über die Entwicklung der städtischen Kitas in den nächsten Jahren gesprochen. Herr Glaremin räumte ein, dass es ein grundsätzliches Personal-Problem im Bereich der Erzieher -innen und Kinderpfleger -innen existiert. Die Stadt versucht diesem Mangel mit der Ausbildung eigener Kräfte entgegen zu wirken und hat laut eigener Aussage die Dauer von Neuanstellungen von der Bewerbung einer interessierten Person bis hin zur Einstellung stark verkürzt. Weiterhin ist die Stadt zurzeit dabei weitere 23 Kitas im Stadtgebiet zu bauen, um den Bedarf nach Plätzen besser gerecht zu werden.
Die schwierige Lage sei aber kein Grund, nicht an der Verbesserung der Qualität zu arbeiten, sondern mache dies besonders wichtig.
Herr Glaremin ging auch auf das nicht Vorhanden sein von „Springern“ ein, die im Bedarfsfall eine besonders betroffene Kita unterstützen können. Hier hat sich die Stadt bewusst gegen diese Art der Betreuung entschieden. Wenn die Bindung zu Kindern eines der höchsten Ziele ist, dann ist das Verstärken von Gruppen eher zielführend als das Einbringen von wechselnden Springern. Auch wenn es in der Praxis nicht immer auffällt, verfolgt die Stadt das Ziel, mehr ErzieherInnen und KinderpflegerInnen in der Einrichtung zu haben, als Menschen zu beschäftigen, die ständig wechseln müssten.
Stellungnahme JAEB Köln
Wir begrüßen es immer, wenn sich Träger um die Qualität in Ihren Einrichtungen bemühen. Weiterhin unterstützen wir den offenen Prozess, wie die Entwicklung von Qualitätszielen für KiTas der Stadt entwickelt wurden. Es ist gut, dass bei der Erstellung auch Eltern und Kinder als Partizipationen des Umfelds Kindertagesstätte mit einbezogen wurden und dies auch weiterhin geschehen soll. Die Möglichkeit des Kommunizierens und Kennenlernen der unterschiedlichen Akteure führt nach unserem Verständnis zu einem besseren Miteinander.
Die Elternräte von Pilot-KiTas, die zu dem Treffen gekommen sind, konnten nur Gutes über die Qualitätsoffensive berichten. So bleibt abzuwarten, wie sich die Einführung in den folgenden Jahren entwickelt und wie stark der Austausch zwischen Träger, Personal, Eltern und Kindern im Verlauf dieser Entwicklung bestehen bleibt.