Kinderbetreuung in Köln: „Es ist fünf nach 12“ DGB und JAEB veröffentlichen Informationen für in Not geratene Eltern
Betreuungskürzungen, gestiegene Lebenshaltungskosten, Streiks und eine desolate Situation in Kindertageseinrichtungen bringen Familien in finanzielle und persönliche Nöte. Wir möchten euch mit den gemeinsamen Flyer mit dem DGB ein wenig unterstützen. Ladet euch gerne den Flyer mit konkreten Anlaufstellen und Hilfsangeboten herunter.
Natürlich bleiben wir hartnäckig an allen KiTa-Themen dran und tun uns unserer „ehrenamtlichen Perspektive“ heraus alles, was uns möglich ist.
Pressemitteilung
Viele Kindertagesstätten in Nordrhein-Westfalen müssen wegen Personalmangel ihre Angebote und Betreuungszeiten stark reduzieren. Erst in der vergangenen Woche hat NRW-Familienministerin Josefine Paul alarmierende Zahlen vorgelegt, die deutlich machen, dass die Situation verheerend ist. Auch in Köln sind zahlreiche Kitas von reduzierten Betreuungszeiten oder Notkonzepten betroffen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Köln-Bonn und der Jugendamtselternbeirat (JAEB) Köln haben deshalb ein Informationsschreiben für in finanzielle Not geratene Eltern veröffentlicht. Heike Riedmann vom JAEB Köln erklärt: „Die desolate Betreuungsinfrastruktur in Köln mit vielerorts eingeschränkten Betreuungszeiten führt dazu, dass viele Eltern nicht mehr wie gewohnt ihrer Erwerbsarbeit nachgehen können. Immer mehr Familien geraten deswegen in Not. Betroffene Familien suchen aktuell Informationen zu Unterstützungsmöglichkeiten. Die Zahl der Anfragen an uns wächst stetig.“
Judith Gövert vom DGB Köln-Bonn ergänzt: „Wir haben den Eindruck, dass die Stadt Köln und private Kita-Träger auf die Kulanz der Arbeitgeber setzen, um die mangelnden Betreuungszeiten und daraus resultierende Mehrbelastung der Eltern auszugleichen. Das ist eine sehr privilegierte Sicht: Nicht jeder kann im Homeoffice arbeiten. Die Kollegin im Einzelhandel oder der Kollege aus der Gebäudereinigung müssen zur Schicht erscheinen, sonst kriegen sie schnell Probleme. Davon abgesehen ist Arbeit im Homeoffice und parallele Kinderbetreuung keine Dauerlösung. Es wird dringend Zeit, arbeitende Eltern zu unterstützen.“
Melanie Simon vom JAEB Köln appelliert an die Verantwortlichen: „Eltern müssen mehr Gehör bekommen. Beispielsweise wurden von uns vorgeschlagene Modellprojekte nicht initiiert. In den städtischen Kitas soll es nun für die 35-Stunden-Plätze nur noch festgelegte Bring- und Abholzeiten im Block geben und die Anzahl der 45-Stunden-Plätze wurde reduziert. Wir haben das zufällig in der Zeitung gelesen! Dabei sollte das Jugendamt dem JAEB die Möglichkeit zur Mitwirkung geben bei so wichtigen Fragen, gerade, wenn es so viele Einrichtungen betrifft. Wir wurden einfach übergangen.“
Den Eltern, deren Kinder Einrichtungen mit reduzierten Betreuungszeiten besuchen, rät sie: „Wichtig ist, dass sie sich regelmäßig an das Jugendamt wenden, wenn ihr Bedarf nicht gedeckt wird, um ihren Betreuungsanspruch geltend zu machen.“
Judith Gövert ergänzt: „Es ist fünf nach 12. Leider wurde der Zeitpunkt, an dem gehandelt werden musste, lange verpasst. Jetzt kollabiert das Kita-System und die Verantwortlichen können sowohl quantitative als auch qualitative Anforderungen nicht mehr gewährleisten. Die Lage ist ernst. Der Fachkräftemangel im Kita-Bereich hat zunehmend auch Auswirkungen auf andere Branchen, da arbeitende Eltern, die ihre Kinder betreuen müssen, dem Arbeitsmarkt entzogen werden. Es muss jetzt dringend gehandelt werden! Die Lösungen sind bekannt: Die Fachkräfte in den Kindertagesstätten müssen durch bessere Arbeitsbedingungen und besseren Arbeitsschutz in den Einrichtungen entlastet werden. Es müssen viel mehr Erzieherinnen und Erzieher ausgebildet werden. Aber um für Nachwuchskräfte attraktiv zu sein, sind berufliche Entwicklungsperspektiven nötig, die den immer komplexeren pädagogischen Aufgaben angemessen sind. Ganz klar ist auch: Es braucht eine bessere Bezahlung der Fachkräfte. Dazu gibt es mit der Tarifrunde im öffentlichen Dienst zumindest für die städtischen Beschäftigten jetzt eine Gelegenheit. Dafür müssen die kommunalen Arbeitgeber endlich ein vernünftiges Angebot auf den Tisch legen.“