Der Kölner KiTa-Report ist raus

Wir freuen uns sehr, dass wir gemeinsam mit Ver.di und der GEW Teil der Initiative KiTa-Report des DGB Köln sein durften. In einer breit angelegten Umfrage haben wir 418 Elternbeiräte bzw. Eltern von KiTa-Kindern in 193 verschiedenen Einrichtungen befragt. Die Gewerkschaften konnten 233 Fachkräfte für die Befragung ermuntern. Ein gutes Ergebnis aus den knapp über 700 KiTas in Köln, das die KiTa-Krise noch einmal in Zahlen verdeutlicht.

Nach der Pandemie herrschte Konsens, dass nun verstärkt in Kinder und deren Bildung investiert werden muss. Die Defizite waren nach der lange Zeit der Schließung der Einrichtungen eklatant. Die Schäden sind nachhaltig und lassen sich nicht auf die Schnelle beheben. Insbesondere die nun immer weiter auseinanderklaffende Bildungsschere, kann sich Deutschland für die Kinder, ihre Zukunft und als Gesamtgesellschaft schlichtweg nicht leisten. Jedoch geht Köln als zertifizierte kinderfreundliche Kommune leider nicht mit gutem Beispiel voran.

Judith Gövert DGB über die KiTa-Krise in Köln und den Verlust für Köln als Wirtschaftsstandort

Eine Investition in den KiTa-Bereich ist aktive Wirtschaftsförderung

In einer Metastudie des wissenschaftlichen Dienstes des deutsches Bundestages 2023 wurde klar, welch eklatante volkswirtschaftliche Folgen die KiTa-Schließungen während der Pandemie hatten. Der Mangel an Förderung unserer Kinder führt direkt in ein wirtschaftliches Desaster. Jeder investiere Euro in diesen Bereich lohnt sich doppelt und dreifach. Insofern sollten KiTa-Beiträge und gesunde Mahlzeiten als lohnenswerte staatliche Investition in unsere gesamtgesellschaftliche Entwicklung betrachtet werden. Die höchste Bildungsrendite in der gesamten Bildungsbiografie der Kinder und Jugendlichen lässt sich durch eine gut qualifizierte KiTa-Betreuung sicherstellen. Ein sogenannter No-Brainer in diesen Bereich zu investieren.

Gestützt wird diese Erkenntnis erneut durch einen Appell von 300 Wissenschaftler*innen 2024, die ein Sondervermögen für den Bereich KiTa fordern.

Für uns als JAEB Köln wird deutlich, dass sich die Lage für Kinder und Eltern so zugespitzt hat, dass wir von einem stabilen Alltag schon lange nicht mehr sprechen können. Die Spannbreite reicht von Kürzungen der Betreuungsverträge bis hin zu einem tageweise Ausfall der Betreuung und spontane Schließungen. Kinder erleben einen Verlust der Alltagsstruktur, mangelnde Förderung, Stress innerhalb der Familien, ein Mangel an Förderung und vieles mehr.

Die desolate Lage in Köln zeigt sich auch im Schuljahr 2023/2024 anhand der rund 640 Erstklässler*innen, die die Klasse wiederholen mussten.

Viel zu viele Kinder fallen in der aktuellen KiTa-Krise durch das Raster.

Qualität der Angebote in KiTas

Bereits vor über 10 Jahren war klar, dass Köln eine hohe Verrentungswelle im Bereich KiTa droht. Auf all das wurde allerdings viel zu spät reagiert. Erst in den letzten Jahren wurden erste Konzepte entwickelt, um dem Fachkräftemangel entgegenzutreten. Dabei steigen die Anforderungen an den KiTa-Betrieb stetig, insbesondere im Hinblick auf Integration, Inklusion und Förderbedarf. Die Fachkräfte machten während der Präsentation des KiTa-Reports deutlich, dass oftmals nur noch die Wahrung der Aufsichtspflicht sichergestellt werden kann.

Kölner KiTa-Report, Ver.di Tjark Sauer über die Situation der Beschäftigten in Kölner KiTas

2019 hat die Stadt Köln als kommunale Maßnahme zur Stärkung der frühkindlichen Bildung das Qualitätshandbuch für die eigenen Einrichtungen herausgebracht. Ein Standard, der die KiTas in Bezug auf die Förderung der Kinder weit nach vorne bringen sollte. Von diesem Anspruch sind wir leider mittlerweile weit entfernt.

In 98% der KiTas konnte nicht immer sichergestellt werden, dass mindestens zwei Fachkräfte in einer Gruppe anwesend sind. In knapp zwei Drittel der KiTas war dies sogar häufig oder oft der Fall. (siehe folgende Grafik).

KiTa-Report Köln; Fachkräfte allein in den Einrichtungen; Umfrage mit DGB, GEW, Ver.di und JAEB Köln

Knapp 40% der Fachkräfte bewerten die Qualität in den Einrichtungen als ausreichend oder schlechter. 20% der Befragten gaben an, dass Qualitätsstandards gar nicht mehr eingehalten werden können.

Hohe Verpflegungskosten in Kölner Kitas

Im Kölner KiTa-Report wird deutlich, dass ¼ der befragten Eltern teilweise deutlich mehr als 70€ monatlich für die Verpflegung in den KiTas bezahlen. Das wären bei 2 Kindern schon monatlich 140€ zusätzlich zu den Beiträgen, die in Köln schon bei einem Jahresfamilieneinkommen von 12.271€ erhoben werden. Dabei werden die Essensgelder nicht sozial gestaffelt.

Hohe Entgelte für Mahlzeiten bedeuten, dass sich nur wenige Familien solche KiTa-Plätze überhaupt leisten können und benachteiligten Familien der Zugang zu manchen KiTas verwehrt bleibt (siehe folgende Grafik)

Kölner KiTa-Report; Höhe Entgelt für Mahlzeiten in Kölner KiTas, Befragung mit DGB, GEW, Ver.di und JAEB Köln

Erst vor zwei Wochen hat die Stadt Köln selbst für ihre Einrichtungen das Entgelt für Mahlzeiten auf knapp über 70€ erhöht. Dies bedeutet, dass ab Februar 2025 alle Eltern in städtischen Kitas auch in die Säule über 70€ monatlich fallen werden. Ein Faktor, gegen den sich der JAEB Köln vehement in einer Pressemitteilung verwehrt hat, zumal die Erhöhung ohne Zustimmung der Elternvertretungen durchgesetzt wurde, die laut §10 Abs. 5 KiBiz erforderlich ist.

Ein Faktor mehr, der Eltern mit knappem Einkommen enorm belastet. Wir als JAEB Köln möchten, dass Köln als kinderfreundliche Kommune mit gutem Beispiel vorangeht und Chancengerechtigkeit für ALLE Kinder fördert. Der vom Kölner Rat beschlossene Sozialfond ist eine Initiative, die der Chancengerechtigkeit aller Kinder zuwiderläuft. Eltern, die mit ihrem Familieneinkommen knapp über der Anspruchsgrenze für Leistungen des Bildungs- und Teilhabepaketes liegen, müssen als Bittsteller in den Einrichtungen anklopfen. Eine Tatsache, die mit unglaublich viel Scham verbunden sein kann. Darüber hinaus gibt es seitens der Landesregierung bereits seit Jahren das Programm „Alle Kinder essen mit“, das Familien über der BuT-Grenze durch die Übernahme der Verpflegungskosten unterstützt.

Der JAEB Köln zeigt sich sehr enttäuscht darüber, dass gerade der Träger der öffentlichen Jugendhilfe (Jugendamt Köln), der in letzter Instanz die Umsetzung des Rechtsanspruches auf eine KiTA-Platz garantieren muss, keine sozial verträglichere Lösung für die Erhöhung der Verpflegungspauschalen gefunden hat. Gleiches gilt für die Parteien des Rates, die nach Ansicht des JAEB mit diesem Beschluss eine denkbar schlechte Lösung forciert haben.

Es kann nicht die Aufgabe der Eltern sein, Defizite im Haushalt quer zu subventionierten. An dieser Stelle verlieren wir genau die Kinder, die die Förderung am dringendsten brauchen. Wir leisten uns den Luxus, in manchen KiTas über das Essensgeld zu selektieren, welche Kinder in diesen Einrichtungen überhaupt einen Platz bekommen. Eine Tatsache, gegen die sich der JAEB Köln vehement ausspricht. 

KiTa-Report Köln, JAEB Köln, Heike Riedmann über die schwierige Situation der KiTa-Eltern in Köln; KiTa-Krise

Gleichberechtigung ade!

Wir haben die Kölner Kita-Eltern befragt, wer bei Betreuungsausfällen betreut oder früher abholt.

Auf die Frage, wer in Notsituationen die Kinderbetreuung mehrheitlich übernimmt, gaben die Eltern an, dass es in 75 Prozent der Fälle die Mütter und die Großmütter sind, die einspringen. Nur in 12 Prozent der Fälle hat der Vater mehrheitlich die Verantwortung für die Betreuung übernommen (siehe folgende Grafik). 

KiTa-Report Köln mit DGB, GEW, Ver.di und JAEB Köln. Gleichberechtigung beim Abholen der Kinder.

Die Auswertung zeigt deutlich, dass eine Umverteilung unentgeltlich geleisteter Sorgearbeit und ein stabiles Kita- und Pflegesystem für eine gleichberechtigte Arbeitswelt und Gesellschaft unabdingbar sind. Geschlechtergerecht wird Zukunft erst, wenn Zeit, Geld und Macht fair verteilt sind. 

Fazit

Der JAEB Köln hat Ende 2022 eine Postkartenaktion gestartet, in der mehrere tausend KiTa-Eltern bereits die Kölner Oberbürgermeisterin Reker adressiert haben. Die Eltern haben in unterschiedlicher Weise an die Oberbürgermeisterin appelliert, das KiTa-Dilema ernst zu nehmen und es zu ihrer Priorität zu deklarieren. Mehrere 1000 Postkarten später ist nichts passiert. Es gab noch nicht einmal eine Antwort der Oberbürgermeisterin.
Die Situation spiegelt für den JAEB Köln wider: Kinder haben in dieser Kommune einen geringen Stellenwert. Wir meinen, das geht besser!

Hier geht es zum PDF des Kölner KiTa-Reports.

Jugendamtselternbeirat

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